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Ruth Lui                                                  

 

Ich schütze nur, was ich liebe.

Ich liebe nur, was ich kenne.

Ich kenne nur, was ich wahrnehme.

Ich nehme nur wahr,

was für mich eine Bedeutung hat,

...und diese Bedeutung

vermitteln Erwachsene den Kindern.

 

Zitat aus dem gleichnamigen Buch

von Dr. G. Knauer und P. Brandt

 

Meine Verbundenheit zur Groov wurde in meiner Kindheit geprägt.

Ich bin direkt am Marktplatz aufgewachsen. Wenn ich morgens das Fenster meines Kinderzimmers öffnete, hatte ich den Blick auf die mächtigen Pappeln und den Rhein. Bei sonnigem Wetter glitzerten die hellgrünen Blätter im Wind. Zwischen den Rheinkrippen habe ich schwimmen gelernt und auf dem Sandstrand mit feinem weißen Sand mit meinen Freunden gespielt. Nachts konnte man die Frösche quaken hören und das tuckern der Schiffe. Im Winter, wenn die Groov zugefroren war, konnte man auf dem Eis Schlittschuh laufen.

Als ich ungefähr 9 Jahre alt war, wurde ich eines Morgens, es war 6 Uhr, von einer Säge geweckt. Die erste Reihe Pappeln (ca. 5 Stück), mit einem Umfang von 4 bis 5 m wurden gefällt. Noch bevor ich zur Schule ging, bin ich hinaus gerannt zu „meinen“ Pappeln. Ich war geschockt. Es war wie in dem Lied von Alexandra: Mein Freund der Baum... ist tot.

Aber ich war nur ein Kind...

Dann wurde die einstige Groov - Aue mit ihren halbversumpften Teichen und den quakenden Fröschen zur Freizeitinsel Groov. Die Teiche wurden ausgebaggert, die natürlich gewachsene Uferbepflanzung entfernt, das Ufer befestigt und die Teiche zum öffentlichen Freizeitbad erklärt. Die Halbinseln, zum Rhein hin, wurden von Unkraut und Brennnesseln befreit. Rasen wurde angelegt, ein Weg gepflastert und ein Trimm-dich-Pfad mit Turngeräten aufgestellt. Viele Tiere verschwanden u. a. Füchse, Eulen und auch der Kuckuck. Dann wurde der Yachthafen am Ende der unteren Groov gebaut. Viel Beton dominierte das neue Bild der Groov: unkrautfrei und sauber!

Als Kind fand ich es natürlich toll, dass man jetzt Tretboot fahren sowie Minigolf spielen konnte und die Kirmesangebote vergrößert wurden. Der Kirmesplatz wurde jetzt an der Stelle abgehalten, an der vorher Schrebergärten und hohle Bäume standen, in denen wir als Kinder spielten. Viele Feste wurden auf dem Marktplatz rund um das Kriegerdenkmal gehalten. Es gab dann nicht nur das selbst gemachte Eis einer Hausfrau in der Kirchstraße und die Gaststätte Keller. Die Gastronomie links und rechts von unserem Haus breitete sich aus und meine Eltern konnten keine Ruhe mehr nach dem Feierabend finden. Als ich 17 Jahre alt war zogen wir nach Oberzündorf. Aber der Blick auf die Pappeln und den Rhein im Hintergrund blieb meiner Familie bis heute erhalten.

In der sichtbaren Schneise fehlen bereits drei mächtige Pappeln, eine davon auf dem Bild rechts.(Bilder fehlen noch)

In den 90iger Jahren entschied man, dass das Wasser in den Groov-Teichen umzukippen droht und es wurden Biologen und Ingenieure beschäftigt, um ein natürliches Biotop (wieder) herzustellen. Schilder wurden aufgestellt, die besagten, dass man nicht mehr schwimmen gehen dürfe und die Teichumrandung wurde mit Schilf und Weidensträuchern bepflanzt. Um wieder ein Biotop für Pflanzen und Tiere zu schaffen, dürfe man die Halbinseln auch nicht mehr in dem Maß pflegen, meinten die Experten. So verwilderte die Freizeitinsel wieder. Nachdem man viel Geld für Fachleute ausgegeben hatte, ging der Stadt Ende der 90iger das Geld aus und es wurde nur noch das Nötigste getan. Nach dem Hochwasser wurde monatelang kein Treibgut weggeräumt, die Schwäne nisteten auf Müll, die Bäume wurden nicht mehr gepflegt und wenn ein Baum hohl wurde und irgend wann nur noch der Stamm stehen blieb, war das ein Nistplatz für Fledermäuse. Der Zustand der Bänke und der gepflasterten Wege war zwar nicht erfreulich, doch die Besucher der Freizeitinsel kamen weiter.

Im Frühjahr 2005, begann das große Fällen. Beim Spazierengehen mit meinem Hund konnte ich beobachten, wie massenweise und zerstörerisch vom Grillplatz bis zur Groov gefällt wurde. Mit großen Gerätschaften, wie Bagger und Lkw, wurden Stämme bis zu einem Umfang von 4 bis 5 m ordentlich auf dem Weg zum Damm gestapelt und abtransportiert. Es war von Anfang an nicht das Gefühl: hier wird aufgeräumt, sondern hier wird zerstört. Pappeln und andere Bäume wurden gefällt, fielen in andere Bäume, die sie wiederum stark beschädigten. Dort wo Äste abgerissen wurden, war die Rinde des restlichen Stammes 1 bis 2 m heruntergerissen. Im Winter, ohne Blattwerk, sah der Wald wie ein Schlachtfeld aus. Irgendwann stoppten die Arbeiten und die Baumstämme, die nicht mehr auf den letzten Lkw passten, blieben kreuz und quer liegen oder wurden in die angrenzenden Haine geworfen. Später hat man mit Raupen auf der großen Wiese gearbeitet. Mein Eindruck war, dass man den Weg verbreitern wollte. Schließlich hat man dann 2006 Weidensetzlinge gepflanzt (1m hoch und 1 cm stark; Foto; grüne Röhren).(Bilder fehlen noch)

 

Die Wiese, auf der früher regelmäßig Fußball gespielt wurde, wurde nur noch 2-mal im Jahr gemäht. Tiefe Löcher in der Wiese wahrscheinlich von Tieren  verhindern das Ballspielen, das heute ohne Verletzungsgefahr nicht mehr möglich ist.

Später wurden Info-Blätter an die Bäume auf dem Damm ausgehängt, dass die Bäume, insbesondere die Pappeln angeblich alle krank wären.

Ich ging aufmerksamer durch den Wald. Krank?

Selbst von den gefällten Pappeln waren nur max. 20% leicht im Kern vom Pilz befallen, der Rest der stämmigen Bäume war kerngesund.

Ich war wütend auf die Stadt Köln und ihre Politik in Bezug auf Umwelt und Kinder.

Dann kam am 18. Januar 2007 der Orkan Kyrill. Wie überall wurden auch an der Groov die Bäume beschädigt. Während in Fichtenwäldern die Bäume nach dem Dominoprinzip umgefallen waren, waren die Schäden an der Groov relativ gering. Der Bereich Süd 3 war stärker betroffen als die anderen Bereiche.

Im Sommer 2007 stand in der Zeitung, dass 325 Pappeln krank wären und gefällt werden müssten. Beim Spazierengehen habe ich die Pappeln gezählt. Es wurde deutlich, dass keine Pappel mehr an der Groov stehen bleiben würde. Eine Großbaustelle würde entstehen und die Groov-Teiche, die eher einem Moor als einem Teich ähneln, würden mit der Halbinsel zusammenwachsen. Das Ende der Groov!

Konnte ich allein etwas bewegen?

Schon 1994 hatte ich versucht, mich für die Umgehungsstraße einzusetzen und die Politik hatte nicht Wort gehalten. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass diesmal etwas passieren würde. Als ich aus dem Urlaub zurückkam, fielen mir Zettel an den Bäumen auf. Diesmal von Bürgern, die so dachten wie ich: Warum müssen die Pappeln auf einmal weg? Wieso sind alle krank? Viele der Pappeln sehen völlig gesund aus!

Mit dem Aufruf „Rettet die Groov“ war am Sonntag, den 19.08.07 um 14.00 Uhr, zu einem Treffen an der Groov, in der Nähe der Fähre, eingeladen worden. Als ich dort eintraf, waren schon viele Menschen versammelt: Politiker verschiedener Parteien, Männer und Frauen unterschiedlichen Alters. Dann wurden Fragen an die Politiker gerichtet, die sie nicht zur Zufriedenheit der Bürger beantworten konnten. Selbst die Politiker waren nicht davon überzeugt, dass die Pappeln so marode seien, dass sie unverzüglich gefällt werden müssten. Ein Gutachten der Firma Reinartz & Schlag, das unmittelbar nach den Sturmschäden aufgenommen wurde, besagt, dass die Pappeln nicht mehr verkehrssicher seien, deshalb würde die Groov bis auf weiteres gesperrt. Herr Stadoll (SPD) schlug vor, dass die Bürger Patenschaften an der Groov übernehmen und sich intensiver mit der Problematik beschäftigen sollten. Judith Langer, die schon seit längerem mit den Politikern und dem Grünflächenamt der Stadt Köln korrespondiert und die Info-Zettel verteilt hat, meldete sich als erste und wollte Groov-Patin werden. Danach ist keiner mehr bereit, sich ernsthaft einzusetzen, obwohl so viele Menschen anwesend sind. Bevor die Rettung der Groov ins Rollen kommt soll alles schon vorbei sein? Schnell melde ich mich auch noch und hoffe, dass andere folgen werden. Leider lässt sich an diesem Tag nur noch einer in die Liste eintragen.

Der Beschluss der Bezirkvertretung Porz (BV7) soll am 21.08.2007 gefällt werden. Alle anwesenden werden dazu aufgerufen um 16.30 Uhr am Rathaus Porz zu erscheinen. Viele Bürger kommen und warten auf dem Vorplatz des Rathauses. Ich habe Buttons mit dem Aufdruck „Rettet die Groov“ mitgebracht. Doch dann wird schon zu Beginn der Sitzung verkündet, dass der Beschluss über die Maßnahmen an der Groov an diesem Tag nicht gefällt wird.

Am 29.08.07 um 19.30 Uhr trifft sich die Bürgerinitiative „Rettet die Groov“ im „Landhaus“ in Zündorf. Der obere Saal ist voller Menschen, ich finde gerade noch einen Platz. Judith Langer, die sich Hilfe bei anderen Bürgerinitiativen geholt hat, erzählt, wie sie dazu gekommen ist, sich für die Pappeln einzusetzen. Ottmar Lattorf von der Initiative „Nabis“ leitet die Versammlung und klärt uns über Bürgerinitiativen im Allgemeinen auf. Von den „Kölschen Baumschützern“ sind Christoph Behr-Heyder, Harald von der Stein und Christoph Loesch da. Ihre Bürgerinitiative besteht schon seit einem knappen Jahr. In Rodenkirchen sind ebenfalls Pappeln in großem Ausmaß gefällt worden und es ist noch kein Ende in Sicht. Ihre Erfahrungen mit dem Grünflächenamt, dem Wasser- und Schifffahrtsamt und der Stadt Köln bringen sie in die Gespräche ein und warnen auch vor übereilten unabgesprochenen Maßnahmen. Ein Rechtsanwalt, eine Journalistin und eine Baumpflegerin sind ebenfalls anwesend. Viele interessante Aspekte werden aufgegriffen und die Möglichkeiten erklärt, die man als Laie hat. Ich hatte mir verschiedene Informationen aus dem Internet geholt, musste aber feststellen, dass wenig Brauchbares für die Groov zu finden war. Es werden Vorschläge gemacht, wie wir die Zeit bis zum 13.09.07, der nächsten BV7 Sitzung nutzen könnten. Alle sollten Briefe an die verantwortlichen Politiker schicken, um das Interesse zu wecken. Die nächsten Feste an der Groov (Schürreskarrenrennen und Erdäppelsdag) sollen für die Verteilung von Info-Zettel und Unterschriften für die Listen gegen die Fällungen genutzt werden. Schließlich wurden über 2.500 Unterschriften von der Stadt Köln als gültig anerkannt. An den Pappeln an der Groov hatten wir Plakate zur Information für die Spaziergänger befestigt. Viele Besucher waren entsetzt und wussten nicht, dass so viele Bäume gefällt werden sollten.

Am 12.09.07, Einen Tag vor der Abstimmung, trifft sich die Bürgerinitiative „Rettet die Groov“ wieder Im Landhaus. Inzwischen hatten wir das Gutachten des Sachverständigenbüros und die Einzelbewertung der Pappeln erhalten. Wir möchten Baumpatenschaften übernehmen und die Urkunden der BV7 übergeben, zum Zeichen, dass die Bürger sich für die Bäume einsetzen. 20 Baumpatenschaften wurden spontan übernommen. Judith Langer erklärte, dass eine neue Vorlage für die Groov beschlossen werden sollte, die vorsieht, dass die Bäume solange wie möglich erhalten bleiben sollen.

Der 13.09.07 bringt die Überraschung. Der Antrag wird einstimmig von allen Parteien angenommen. Judith und ich wurden in der Sitzung von Bezirksbürgermeister Krämer als Groov-Paten bestätigt. Es sollen nur 6 Pappeln gefällt werden und es sollen endlich auch zeitnah neue Bäume, mindestens 4,50 m hoch, gepflanzt werden. Die weitere Vorgehensweise sollte in einer gemeinsamen Begehung mit den Vertretern des Grünflächenamtes, den Politikern und den Groov-Paten besprochen werden. (siehe Beschluss vom 13.09.07)

Um uns für die Unterstützung bei den Bürgern zu bedanken und die Einzelheiten des Beschlusses für den Erhalt der Bäume bekannt zu geben, hingen wir neue Info-Plakate an die Pappeln. Ein Verein, der sich „Die Groov Paten“ nennt, und am 29.08.07 gegründet wurde, fordert uns auf, die Plakate unverzüglich von den Bäumen zu entfernen. Um keinen Ärger herauf zu beschwören, entfernten wir die Plakate unverzüglich. Eigentlich hatten wir uns Unterstützung von dem Verein erhofft und waren etwas irritiert.

Schließlich haben wir unsere Bürgerinitiative in „Kölsche Baumschützer Porz-Zündorf“ umbenannt, weil der Name Groov–Paten zu Verwechslungen geführt hätte und „Rettet die Groov“ nur die aktuelle Situation beinhaltete.

Wichtiger als die Anerkennung war, dass wir unser Ziel, die Groov zu retten, erreicht hatten. Doch es gab noch viel zu tun, um die Argumente der Gutachter zu widerlegen.

 

Am 27.09.07 trafen wir uns mit der Baumpflegerin um die Pappel - Nr. 5, 19, 47, 51, 52 und 60 zu beurteilen. Das sind die Bäume, die noch in diesem Jahr gefällt werden sollten. Wir hatten die Einzelgutachten der Pappeln vorliegen und besichtigten die Bäume vor Ort. Wir hatten zunächst Probleme die Bäume zu finden, weil die Beschriftung durch grünes Spray verblasst oder zugewachsen war. Ich bin deshalb schon einige Tage vorher die Groov mehrmals abgegangen und hatte jeden Baum der eine Spraynummer oder eine grüne Plakette vom Wasser- und Schifffahrtsamt aufwies, auf einen Plan geschrieben, den ich mangels Platz auf einer Tapetenrolle übertragen hatte. Die Baumpflegerin begutachtete jeden einzelnen Baum und klopfte ihn mit einem Gummihammer ab. Im Gutachten sind die Schwächen der meisten Pappeln durch Pappel-Bakterienkrebs und die Löcher des großen Pappelbocks angegeben. Da die Pappeln 47, 51, 52 und 60 teilweise hohl klingen bzw. Risse am Fuß des Stammes aufweisen, sollten diese gefällt werden. Die Pappeln Nr. 5 und 19 beurteilte sie als stabil und nicht zwingend die Verkehrssicherheit gefährdend. Das scheint sich auch später tatsächlich als richtig heraus zu stellen.

Der Gesamteindruck der Groov war für die Baumpflegerin nicht so dramatisch. Um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten sei es vor allem wichtig, die statisch problematischen Äste der Pappeln an der Allee zu entfernen. Grundsätzlich ist es immer besser einen Baum nicht zu beschneiden. Dadurch könnten Pilzerreger in den Baum eindringen. Der gesamte Pappel-Bestand an der Groov hatte, nach ihrer Meinung, noch eine Lebenserwartung von mindestens15 bis 20 Jahre.

 

Es gibt vieles über die Pappeln oder Bäume im Allgemeinen zu lernen und wir holten uns in den nächsten Wochen jede Information, die wir bekommen konnten.

Zunächst las ich das Gutachten von Reinartz & Schlag mehrfach durch und markierte mir alles, was ich noch nachlesen bzw. hinterfragen wollte. Auch die Nummerierung der Pappeln war nicht leicht durchschaubar. Die Bäume in der Nähe der Allee waren mit 4-stelligen Zahlen und die Pappeln zum Rhein und zur Groov von 1 bis 111 markiert. Dadurch, dass die Kontrollnummern im Gutachten auch nicht fortlaufend waren, kam es in der Presse zu der Zahl von 325 Bäumen, die gefällt werden sollten. Tatsächlich sind es „nur“ 235 Pappeln.

Die Pappeln an der Groov sind angeblich Kanadische Hybridpappeln. Auch da unterscheidet man verschieden Klone. Der Pappel-Bakterienkrebs Xanthomonas populi ist streng wirtspezifisch und befällt ausschließlich Pappeln. Die Pappel-Klone „Brabantica“ und „Grandis“ sind hoch anfällig. Man hat weder eine genaue Bestimmung der Pappelarten durchgeführt, noch eine Untersuchung, ob es Schwarzpappeln unter den Bäumen gibt. Die Schwarzpappel, Populus nigra, ist eine einheimische Baumart und gegen den Pappelkrebserreger resistent. Außerdem ist die Schwarzpappel der Baum des Jahres 2006 (LÖBF-Mitteilungen 3/06).

Die Pappeln wurden lediglich visuell beurteilt, obwohl im Gutachten auf bohrende Untersuchungen und eine mykologische Analyse, die der exakten Pilzartbestimmung dient, hingewiesen wird, wird diese Möglichkeit bei der Pappel nicht ausgeschöpft.

Insbesondere wird dabei untersucht, ob es sich um einen parasitären oder einen saprophytischen Pilz handelt. Der saprophytische Pilz ist wesentlich aggressiver. Wird der Baum von einem weniger aggressiven Pilz angegriffen kann er damit noch viele Jahre ohne Probleme überstehen.

Der „Große Pappelbock“, der vor allem in junge Pappeln seine Eier ablegt, stellt keine Gefahr für die ausgewachsene stämmige Pappeln dar. Bei Befall gibt es vor allem Probleme in den Baumkronen. Dort werden die dünneren Äste brüchig. Die alten Bohrlöcher des Pappelbocks, im Fuß des Baumes, könnten durch Pilze ausgehöhlt werden. Allerdings dauert es Jahre und kann durch eine Kontrolle z.B. 2-mal im Jahr beobachtet werden.

Die Standsicherheit der Bäume erhöht sich mit ihrem Umfang. Ein Baum mit einem Umfang von 260 cm und einer Höhe von 30 m hat eine Standsicherheit von 100%. Bei 400 cm Umfang erhöht sich die Standsicherheit auf 388%. Pappel Nr. 5 (siehe Bild oben) hatte einen Stammumfang von 410 cm bei einer Höhe von 30 m; trotzdem hat man diesen Baum als besonders verkehrsgefährdend eingeschätzt.

Das Alter der Bäume wird auf 55 bis 80 Jahre eingeschätzt. Pappeln können 100 bis 130 Jahre alt werden. Das heißt für die Groov-Pappeln: bei guter Pflege können sie noch mindestens 20 Jahre überdauern.

Am 27.11.07 sollte die gemeinsame Begehung stattfinden. Judith und ich wurden eingeladen. Vorab soll ein Musterschnitt an einer Pappel durchgeführt werden. Es ist ausgerechnet „mein“ Baum Nr. 1688, für den ich die Baumpatenschaft übernommen habe. Auf einem von Reinartz & Schlag bearbeiteten Foto kann man sehen, wie der Baum bearbeitet werden soll. (Bilder fehlen noch)

Angeblich soll der Baum innerhalb von 2 bis 3 Jahren wieder eine normale Form haben. Dabei hatte dieser Baum im Gutachten eine ZTV-Ziffer, die nur geringe Korrekturen verlangte.

((ZTV = Zusätzliche Technische Vertragbedingungen und Richtlinien für Baumpflege)

Baum-Nr.: 1688 Maßnahmen: Einkürzung von Kronenteilen gemäß 3.1.9.2 ZTV

„Einzelne Äste sind entsprechend den Erfordernissen der Verkehrssicherheit und/oder des Baumumfeldes einzukürzen. Erforderlichenfalls sind angrenzende Kronenteile auszugleichen und/oder nicht betroffene Kronenbereiche auszulichten.“)

Während der Baum „gekappt“ wurde, lerne ich Herrn Schroer, den zuständigen Bearbeiter des Grünflächenamtes kennen und Herrn Reinartz, den Gutachter. Herr Schroer hat das Gebiet um die Groov erst vor kurzem übernommen und macht sich Sorgen um die Verkehrssicherheit. Die Groov würde stark durch Besucher frequentiert und müsse daher den höchsten Anforderungen entsprechen. Schließlich müsse er persönlich haften, wenn jemand zu Schaden komme. Tatsächlich kann ich mir das nicht vorstellen. Meiner Meinung nach ist jeder, der durch einen Wald geht, selbst verantwortlich. Insbesondere bei einem Sturm. Herr Schroer klärt mich auf, dass viele Besucher selbst bei Sturm durch die Groov laufen würden.

Dann wandte ich mich an Herrn Reinartz und stellte ihm Fragen im Bezug auf das Gutachten. Leider bekam ich nur ausweichende Antworten. Schließlich wäre es ganz offensichtlich, dass die Pappeln Pappelkrebs hätten und es wäre nicht nötig dies durch „teure“ Untersuchungen zu beweisen.

Als der so genannte „Musterbaum“ fertig ist, bin ich schockiert. Der Baum ist vollkommen verstümmelt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das überlebt.

Schließlich waren alle Politiker anwesend und die Besprechung konnte beginnen. Herr Schroer und Herr Reinartz sind sich einig, dass die einzige Möglichkeit darin besteht, alle Bäume auf die gleiche Weise zu „bearbeiten“. Ein Konzept für jeden einzelnen Baum vorzulegen, wie im Beschluss gefordert, sei deshalb nicht nötig. Die Politiker, die extra zu diesem Außentermin angereist waren, waren nicht erfreut über dieses Ergebnis. Herr Stadoll meinte, so wäre der Beschluss nicht erfüllt. Ich versuchte noch einmal darauf hin zu weisen, dass nur eine visuelle Kontrolle statt gefunden hätte. Da 75% der Pappeln die Diagnose Pappelkrebs hätten, bat ich, wenigstens eine Pappel untersuchen zu lassen. Es wurde nicht gewährt, weil es nur Pappeln sind. Heute weiß ich, dass eine Untersuchung nur ca. 60,- € kostet.

Die BV7 schien nicht davon überzeugt, dass die Pappeln nicht mehr zu retten seien und wollten den Bäumen noch eine Chance geben, während die Vertreter des Grünflächenamtes fällen wollten, weil sie Angst vor Schadensersatzansprüchen von Seiten der Groov-Besucher hatten.

Die 6 Pappeln, die lt. Beschluss gefällt werden sollten, wurden besichtigt und zur Fällung freigegeben. Durch rote Spraymarkierungen hatte man die Bäume vor der Begehung besser sichtbar gemacht. Schließlich wurde ein neuer Ortstermin festgelegt, zu dem das Grünflächenamt eine detaillierte Liste mit Angaben zu jedem Baum vorlegen sollte.

Judith und ich hatten unsere Eindrücke von der Begehung mitgenommen:

Die Politiker sind natürlich keine Fachleute. Oft sind sie neben ihrem Beruf noch in der Bezirksvertretung tätig. Die vielen unterschiedlichen Beschlüsse, die an den Sitzungen vorgelegt werden, können nicht persönlich von den Politikern begutachtet werden. Das wird von Sachkundigen überprüft und vorgeschlagen. Wenn sich interessierte Bürger nicht für ihre Belange einsetzen, haben die Politiker keine andere Möglichkeit, als dem Gutachten zu folgen.

Die Stadtverwaltung setzt unter Umständen andere Prioritäten, als die Politik durch ihre Beschlüsse vorgibt.

Ich hatte mir vorher keine Gedanken über diese Probleme gemacht. Für mich gehörten die Stadt Köln und die Politik zusammen. Wir brauchten dringend mehr Information um die Pappeln zu retten. Beunruhigt durch die Verstümmelung des Musterbaumes war mir klar, sollte das Grünflächenamt sich doch noch durchsetzen, würde die Groov zu einer surrealen Landschaft und niemand würde sich für die verstümmelten Pappeln einsetzen. Auch unsere Bürgerinitiative war gespalten in der Meinung über den Musterschnitt. Während die Einen froh waren, dass die Bäume nicht gefällt werden sollten, meinten die Anderen, dass das nicht das Resultat wäre, für das sie gekämpft hätten. Die Angabe der ZTV–Baumpflege unter dem Einzelgutachten sollte uns Möglichkeiten zur Rettung aufzeigen.

U., ein engagiertes Mitglied unserer BI, hat sich intensiv mit der ZTV befasst und sogar an einem Baumpflegeseminar teilgenommen.

Wir haben Bücher gelesen wie:

Baumkontrolle unter Berücksichtigung der Baumart, Baumstatik und Baumkontrolle von Wessolly

Pilze an Bäumen von H. Jahn, H. Reinartz und M. Schlag

Baumpflege heute – Patzer Verlag

Außerdem haben wir die Listen, die vom Grünflächenamt angefertigt wurden überprüft und die Angaben mit den Pappeln vor Ort verglichen.

Anfang Februar 2008 wurden die 6 Pappeln an der Groov gefällt. Leider wurde auch der Baum Nr. 1350 fälschlicher Weise von einem Hilfsarbeiter verstümmelt. Man hatte eine rote Spraymarkierung angebracht und wahrscheinlich dadurch mit dem Baum Nr. 5 vertauscht.

Am 11.02.08 war der nächste Ortstermin mit der BV7. Ich konnte aus beruflichen Gründen nicht daran teilnehmen. Uschi sollte mich vertreten. Einen Tag vorher besprach ich die Einzelheiten mit ihr. Mir liegen besonders die großen Pappeln am Herzen und ich versuchte, die Vorgaben für die Pflegearbeiten lt. der Liste abzuschwächen, da ich von der Standsicherheit überzeugt bin. Wichtig war auch, dass diesmal nur Fachfirmen mit der Pflege beauftragt wurden und die Markierungen eindeutig sind. Die Allee sollte ausschließlich mit Eschen bepflanzt werden (55 Stück) und vereinzelt 6 Schwarzpappeln im hinteren Bereich.

Die Begehung brachte den Erfolg, dass der Großteil der Bäume nicht sofort gekappt, sondern ein Schnitt nach der ZTV-Baumpflege auf Zugast erfolgen sollte. Hier wird der Pappel die Möglichkeit gegeben, natürlich auszutreiben, und nicht büschelweise. Leider sollten noch weitere Pappeln gefällt werden: Nr. 1300, 1390, 1396, 1416 und 1558. Diese Bäume stehen vor allem im Bereich Süd3, der ohnehin die größten Schäden seit dem Orkan Kyrill hatte. Die Pappel Nr. 1558 wird im Gutachten nicht unter den ersten 14 Bäumen genannt, die sofort gefällt werden sollten. Auch der angegebene Pilz, der graue Feuerschwamm, zählt zu den Parasiten, also den weniger aggressiven Pilzarten. Trotzdem ist es der einzige Baum, der innen hohl ist. Im Gutachten war bei den Pappeln immer angegeben: „Baum fällen, ohne Roden des Wurzelstockes“, obwohl die Pappeln lt. Gutachten den ansteckenden Bakterienkrebs haben. Jetzt sollten auch alle Stümpfe entfernt bzw. ausgefräst werden. So ist der Platz für die neuen Bäume nicht durch Baumreste eingeschränkt. Die Neupflanzung war eines unserer Grundanliegen, nachdem jahrelang Richtung Grillplatz nur abgeholzt wurde, ohne neue Bäume in die Lücken zu setzen. Ein Mitarbeiter der Fachfirma, der mit der Pflege der Pappeln beauftragt wurde, war ebenfalls bei der Begehung anwesend. Ein gutes Zeichen, endlich einen Ansprechpartner zu haben, der später auch vor Ort arbeiten sollte.

Als die Pflegearbeiten begannen, konnte man sofort erkennen, dass die Pappeln eine gute Chance hatten, bald wieder auszutreiben. Trotzdem wurde die Forderung der Verkehrssicherheit erfüllt. Als ich später die Arbeiten beobachtet habe, ist mir aufgefallen, wie ignorant einige Spaziergänger bzw. Jogger durch die Groov-Absperrungen liefen, während unmittelbar am Weg große Äste abgeschnitten wurden. Wie kann man so unverantwortlich sein? Durch die Arbeiten wurde auch eine Bank zerschmettert. Was wäre wohl mit einem Jogger passiert, wenn ihn dieser Ast getroffen hätte?

Unsere Bürgerinitiative hat sich trotz der „Entwarnung“ weiterhin alle 14 Tage im Landhaus getroffen. Ein harter Kern von 10 Bürgern ist weiterhin aktiv. Die anderen werden weiter von Judith per Email informiert und melden wenn Ihnen etwas auffällt.

 

Mein Interesse in den nächsten Monaten galt dem Pappel Bakterienkrebs. Schließlich hatte man die Stämme der kranken Pappeln über Jahre liegen gelassen. Würde die Krankheit dadurch nicht weiter verbreitet? Bei einem Kontrollgang habe ich ein frisch abgeschnittenes Stück Ast mit einer ausgeprägten Wucherung gefunden. Das wollte ich untersuchen lassen. Zunächst habe ich mich an das Institut für Botanik, Universität zu Köln, Gyrhofstr. 15, 50931 Köln, gewandt. Dort kennt man den Bakterien Pappelkrebs nicht. Man riet mir, mich an den Forstbotanischen Garten, Schillingsroter Str. 100, 50996 Köln - Rodenkirchen zu wenden. Den Namen eines ehemaligen Studenten, Herrn Stefan Marx, Waterloostr. 11, 50733 Köln, der jetzt als Baumgutachter tätig ist, bekam ich auch. Der Forstbotanischen Garten befasst sich zwar mit Baumkrankheiten, aber mit der Hybridpappel beschäftigt man sich nicht. Schließlich erreiche ich Herrn Marx. Auch er hatte der Stadt Köln ein Angebot zur Erstellung des Gutachtens der Groov gemacht; hatte aber keinen Zuschlag bekommen. Sein Eindruck von den Pappeln war nicht so niederschmetternd ausgefallen, wie das von Reinartz & Schlag. Er hatte keine pauschalen Fällungen vorgeschlagen, sondern ebenfalls die Baumpflege bevorzugt. Da er sich nicht eingehend mit der Groov beschäftigt hat, möchte er sich nicht weiter äußern. Er schlägt mir vor, eine Probe zur Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Pflanzenschutzdienst, Siebengebirgsstr. 200, 53229 Bonn, zu schicken, um sie im Labor untersuchen zu lassen. Dort weiß man sofort bescheid. „Bakterien- Pappelkrebs können wir untersuchen“, versicherte mir Herr Becker. Ich schickte die Probe am 7. März 2008 ein und erhielt am 10. April 2008 den Befund: An der Pflanzenprobe konnte der Erreger des Pappelkrebses Xanthomonas campestris pv. populi nicht nachgewiesen werden. Nach einem Telefongespräch mit Herrn Becker erfuhr ich, dass der Bakterienkrebs im Sommer aktiv ist und ich deshalb später noch mal eine Probe einschicken sollte. Leider sind die Äste für mich zu hoch. Deshalb war die Arbeit des Grünflächenamtes die einzige Möglichkeit, an ein frisch geschnittenes Stück Ast zu kommen. Da ich die Probe zum falschen Zeitpunkt eingeschickt hatte, musste ich die Kosten von 60,-€ bezahlen, ohne eine verwertbare Diagnose zu haben. Allerdings habe ich viele Informationen erhalten: Der Pappelkrebs verbreitet sich nicht durch die Luft, sondern überträgt sich vor allem durch Regen. Da der Pappelkrebs nicht das ganze Jahr aktiv ist, wird die Ansteckungsgefahr auf die Sommermonate begrenzt. Es gibt Dissertationen über Impfungen gegen den Pappelkrebs bei der BFA für Forst- und Holzwirtschaft in der Zentralbibliothek Hamburg. Da die Hybrid-Pappel als nicht besonders erhaltenswert gilt, kommt es nur selten zur Anwendung von Impfungen. In Siedlungsnähe sollten nur männliche Pappeln angebaut werden, da der Samenflug weiblicher Pappeln Allergien auslösen kann.

Für jeden Baum ist es am Besten, einfach zu wachsen, ohne beschnitten zu werden. Eine Hybrid-Pappel, die nicht beschnitten wird, wird sehr groß.

Auf Grünflächen, in denen die Verkehrssicherheit, wie in der Groov, als hoch angesetzt wird, sind sie allein aus diesem Grund unerwünscht. Die Pflegemaßnahmen wurden in mehr als 30 m Höhe durchgeführt. Obwohl die Pappeln sich während der Stürme gut geschlagen haben, bieten sie durch ihre herausragenden Kronen eine gute Angriffsfläche. Auch die Tatsache, dass die Pappeln im Gruppenverband stehen, hat sie die Stürme überstehen lassen. Da die kanadische Hybrid-Pappel x canadensis als nicht einheimischer Baum gilt und das ein weiterer Grund war, weshalb sie weichen sollte, haben wir uns als Bürgerinitiative für die einheimische Schwarzpappel stark gemacht. Weil die Bäume sich sehr ähnlich sehen, werden bei den Fällaktionen der Hybridpappel aus Versehen Schwarzpappeln mit gefällt. Die Schwarzpappel steht als vom aussterben gefährdeter Baum auf der roten Liste und ist Baum des Jahres 2006. Keine andere Baumart kann mehr Kohlendioxid aus der Luft binden und damit den Treibhauseffekt bremsen.

Wir hatten als Groov-Paten zwar ein „Anhörungsrecht“, konnten aber vieles nicht durchsetzen; z.B. den Kauf von männlichen Schwarzpappeln. Wir sind froh, dass wenigsten 5 Schwarzpappeln gepflanzt wurden. Eine große Schwarzpappel, der Baum Nr. 9, soll an der Unteren Groov stehen. Leider hat das Grünflächenamt keine Untersuchung zur Bestätigung machen lassen, obwohl es mir bei der Begehung versprochen wurde.

Nach dem Beschluss der BV7 verbesserte sich allmählich unser Kontakt zum Grünflächenamt. So werden die BI die Kölschen Baumschützer Porz-Zündorf und auch die Vertreter aus Rodenkirchen, am 28. März 2008, in die Stadtverwaltung nach Deutz zu Herrn Dr. Bauer eingeladen. Diese Gelegenheit wollten wir nutzen, um unser Wissen zu erweitern. Judith war kurzfristig erkrankt. Uschi und ich vertraten die Groov, Christoph Loesch vertrat den Pappelpark in Rodenkirchen und Ottmar Lattorf den Verein Nabis.

Die Themen waren vielfältig und längst nicht auf die Groov beschränkt. Wir stellten verschiedene Fragen: Warum seit 2 bis 3 Jahren so viel gefällt wird, ohne neu anzupflanzen? Warum die Bürger vorher nicht über die Fällaktionen informiert werden? Warum in Köln so viele große Bäume den Bauvorhaben zum Opfer fallen, bzw. es keine Regelungen gibt die Wurzeln bei Ausschachtungsarbeiten zu schützen oder direkt umweltfreundlicher zu planen? Herr Bauer erklärte uns, dass in den vergangenen Jahren nicht viel Geld für die Grünflächen in Köln ausgegeben wurde. Es war einfach kein Budget vorhanden. Man hatte vor ca. 10 Jahren die Arbeit des Grünflächenamtes in einer Zentrale zusammengefasst um Kosten zu sparen und trotzdem den großen Kölner Grünflächenbereich versorgen zu können. Jeder Bezirk, auch Porz, hatte früher seine eigenen Förster/Arbeiter. Durch die Zentralisierung könne man besser planen und die Arbeiten gerechter auf das gesamte Kölner Gebiet verteilen. Das Grünflächenamt arbeitet zu 50% mit angestellten Meistern und Arbeitern und vergibt zu 50% Arbeiten an Privatunternehmen. Die Baumkontrolle wird von den Meistern durchgeführt, die regelmäßig an Fortbildungsseminaren teilnehmen. Die Fäll- und Pflegearbeiten, so wie an der Groov, werden von Privatunternehmen durchgeführt. Das Gebiet des Kölner Grünflächenamtes umfasst, so sagte man uns, 78.000 Stadtbäume und einige Tausend Spielplatzbäume. Es kann dadurch der Eindruck entstehen, dass in dem einen Bereich von Köln mehr als in einem anderen gearbeitet wird. Die Neupflanzungen kosten viel Geld, das man z.B. vor Kyrill nicht zur Verfügung hatte. Das Grünflächenamt bekomme jetzt auch mehr Geld als früher (Regionale 2010), während vorher nur das Nötigste getan werden konnte, um z.B. die Verkehrssicherheit zu gewährleisten.

Auf die Frage, wie oft es vorgekommen sei, dass jemand durch einen Baum ernsthaft verletzt worden sei, antwortete Herr Bauer: „In den letzten 15 Jahren ein Mal. Allerdings hätte man, wenn etwas passieren würde, sofort einen Rechtstreit am Hals und der verantwortliche Meister müsse in extremen Fällen sogar persönlich haften!“ Dieses Risiko möchte natürlich niemand eingehen. Deshalb geht die Verkehrssicherheit in stark frequentierten Grünflächen, wie der Groov, eben vor. Dass wir den Eindruck hätten, dass in den letzten Jahren weniger an der Groov gemacht würde, läge auch daran, dass man die abgefallenen Äste bewusst liegen gelassen habe, um den Spaziergängern die Gefahr bewusst zu machen. Aus dem gleichen Grund hätte man die Wiesen nicht mehr gemäht und schließlich die Absperrungen aufgestellt.

Die Hybrid-Pappel wäre keine besonders erhaltenswerte Baumart. Sie wären schnellwüchsig und hätten weiches Holz, deshalb wären sie auch stärker bruchgefährdet. Unseren Einwand, dass sie dem Sturm besser widerstanden hätten als viele andere Bäumarten, wollte Herr Bauer nicht bestätigen.

Erhaltenswert wären vor allem Naturdenkmäler, z.B. besonders alte Platanen, Rotbuchen, Eichen und Linden. Es wurde bei der Öffentlichkeit der Eindruck erweckt, dass die meisten Bäume nur 50 bis 60 Jahre alt werden können. Dabei werden Linden und Kastanien 1000 Jahre alt, Eichen 600, Platanen 500 und auch die Schwarzpappel bis zu 150 Jahre. In der Stadt hätten die Bäume eine kürzere Lebenserwartung als in den Waldgebieten (z.B. Stadtwald), meinte Herr Dr. Bauer. Außerdem wären die Straßenbäume durch die Luftverschmutzung in der Stadt so stark geschädigt, dass sie nur noch als Sondermüll entsorgt werden könnten. Unsere Frage, ob die starke Luftverschmutzung nicht erst Recht ein Grund sein müsste, mehr Bäume und nicht weniger zu pflanzen bzw. zu erhalten, umging Herr Dr. Bauer geschickt mit der Antwort, es würden vermehrt Bäume angepflanzt, nur eben nicht unbedingt an dem Ort, wo sie gefällt werden. Aber der Verlust der großen Groov-Pappeln führt durch die Industrie links- und rechtsrheinisch (Dynamit Nobel, Shell, Degussa) zu einer Luftverschlechterung an der Freizeitinsel. Eine große Pappel kann mehr CO2 abbauen als eine kleine Esche. Das ist kein gleichwertiger Ersatz.

Ein weiterer Diskussionspunkt waren die Markierungen mit Zahlen an den Bäumen. An den Groov-Bäumen gab es kleine grüne Schilder, grüne und rote Spraymarkierungen.

Dr. Bauer erklärte, dass die Anbringung der grünen Schilder vom Wasser- und Schifffahrtsamt vorgenommen wurde; im Bereich des Rheinufers ist das WSA auch weiterhin zuständig. Der Bereich der Wege und Wiesen wurde an die Stadt Köln verpachtet. Als das Gutachten erstellt werden sollte, hat das Grünflächenamt die Pappeln mit grünen Markierungen gekennzeichnet. Nachdem nur noch einzelne Pappeln gefällt werden sollten, hat man die Bäume mit roten Zahlen besprüht, weil die Grünen nicht mehr gut sichtbar waren. Generell gelte für die Waldarbeiter: grüne Markierungen/Zahlen = Pflegen; rote Markierungen/Zahlen = Totholz entfernen und rote Zahlen mit einem Kreuz fällen. Leider hat diese Markierung an der Groov nicht funktioniert. Ein rot markierter Baum ohne Kreuz wurde zur Fällung vorbereitet. Bis heute steht nur der Stamm und kein einziges Blatt ist nachgewachsen. Unsere Forderung, die Markierungen einfacher bzw. deutlicher zu machen stand deshalb klar im Raum. Ein Waldarbeiter meinte zu mir: „grün =pflegen; rot = fällen!“ Er kenne nur diese Regelung!

Der Meinungsaustausch über den Wert der Bäume gestaltete sich auch schwierig.

In einem Bericht des WDR vom Januar 2008 „Ein Jahr nach Kyrill!“ wurde aufgezeigt, wie viel Bäume Wert sind. Eine Bauernfamilie im Westerwald war sehr betrübt über den Verlust der Bäume, die für die Bauern der Spargroschen für zusätzliche Anschaffungen bedeuten. Die 1. Generation pflanzt Bäume für die 3. oder 4. Generation der Familie. Die gefällten Reste der Bäume, ca.1,50 m lang, wurden am Waldrand aufgeschichtet: ca. 2 m hoch, 10 m lang. der Wert wurde von einem Vorarbeiter auf ca. 5.000,- bis 6.000,- € geschätzt. Unsere Pappeln sind angeblich nichts wert. „Man könnte“, so Dr. Bauer, „vielleicht Streichhölzer daraus machen.“ Lt. Dr. Bauer. werden die Bäume auch nicht verkauft, sondern die Privatfirmen nehmen die Bäume mit und entsorgen diese. Die Stadt Köln wirbt mit einem Zertifikat vom FSC für Holzwirtschaft (umweltschonende Waldbewirtschaftung). Außerdem gibt es Heizanlagen, die mit Holz-Pellets betrieben werden. Aus einem Artikel habe ich erfahren, dass Pappeln in Plantagen in Österreich angebaut werden. Wegen ihrer Schnellwüchsigkeit können die Pappeln schon nach wenigen Jahren geerntet und zu Holz-Pellets verarbeitet werden.

Es muss wieder in unsere Köpfe, dass unsere Bäume einen Wert besitzen; in vielerlei Richtung: Sauerstofflieferant, Heim vieler unterschiedlicher Tierarten und Insekten, Erholungsspender und auch Energie für Wärme, aber bitte nur in Notzeiten.

Trotz unterschiedlicher Standpunkte ist das Gespräch mit Herrn Dr. Bauer positiv verlaufen. Er hat uns sogar weitere Gespräche angeboten.

 

Am 23. April 2008 hatten Judith und ich noch eine Begehung mit den Vertretern des Grünflächenamtes. Wir hatten schon zu Beginn der Neupflanzungen darauf hingewiesen, dass die Eschen, die die zukünftige Allee bilden sollen, zu nah am Weg gepflanzt wurden. Trotzdem hat man die neuen Bäume bis zum Ende in der gleichen Flucht gesetzt. Herr Schroer und Herr Handt vom Grünflächenamt waren trotzdem zufrieden mit der Pflanzung. Ihrer Meinung nach würden die Eschen den Baumumfang der Pappeln niemals erreichen und um den Charakter der Allee zu gewährleisten, hätte man die Eschen ganz bewusst so nah zusammensetzen müssen. Da man vom Ende der oberen Groov (Süd1) mit der Pflanzung der Bäume begonnen hätte und die alten Bäume dort näher am Weg stünden als am Schluss (Süd6), hätte man die Flucht beibehalten müssen.

Es ist nicht mehr zu ändern. So finden wir uns mit der Situation ab und hoffen, dass die Bäume nicht beschädigt werden. Es ist ein Kompromiss und wir haben die vielen Pappeln erst mal gerettet und neue Bäume sind gepflanzt worden. Der Erfahrung der Fachleute müssen wir vertrauen.

Schon am 25. April 2008 lud uns Herr Schäfer ins Landhaus ein. Dort sollte eine Live-Sendung von Center TV stattfinden. Judith war für ein paar Tage verreist, so ging ich zu dem Interview mit Herrn Michael Schwan von „Rheinzeit“. Es war mein erstes Interview und ich wusste nicht genau, welche Fragen mir gestellt werden und ob meine Antworten in ungekürzter Form gesendet würden. Ich erzählte von der Groov, der Sorge um die Bäume und den großartigen Beschluss der Porzer Bezirksvertretung. Als ich die Sendung später sehe, bin ich zufrieden mit der Ausführung, aber auch etwas enttäuscht, dass man mit der Außenkamera keinen Schwenk auf die Groov-Halbinsel gemacht hat. Es ist in jedem Fall eine gute Geschichte, die auch anderen Menschen Mut machen soll, sich für ihre Belange einzusetzen.

Die alte Trauerweide an der unteren Groov (nördlicher Teich) gibt es leider nicht mehr. 2006 ist die Weide bei einem Sturm abgebrochen. Am 29. April 2008 wurde die Trauerweide am Sommerhaus wieder ersetzt. Die alte Weide war 1861 von der Familie Immendorf gepflanzt worden. Dort ertrank die damals 14 jährige Tochter. Als Zeichen der Trauer pflanzten die Immendorfs die Trauerweide. Angeblich werden Weidenbäume nur ca. 60 Jahre alt, diese Weide wurde 145 Jahre alt! Die Groov scheint ein guter Platz für Bäume zu sein, die Feuchtigkeit mögen, wie die kanadische Hybridpappel.

 

Die 1000 Jahr Feier von Zündorf wurde am 14. September gefeiert. Wir waren froh, zu diesem Anlass eine fast vollständig wiederhergestellte Groov vorzeigen zu können. Die nach der ZTV beschnittenen Hybridpappeln waren wieder ausgetrieben und die neu gepflanzten 55 Eschen und 6 Schwarzpappeln waren gut angegangen.

Die Groov-Teiche wurden mit Wasser aufgefüllt und so konnte man kaum erkennen, dass die Teiche übermäßig mit Wasserpflanzen zugewuchert sind.

Um die Groov zu erhalten, gibt es noch viel zu tun. Als Groov-Pate werde ich meinen Beitrag dazu leisten. Besonders die großen Pappeln, mit einem Umfang von über 4m, sind besonders erhaltenswert. Auch wenn die Pappelallee in den nächsten Jahren verschwinden sollte, werde ich mich für die schönsten Bäume einsetzen.

 

Um auf den Anfang zurückzukommen:

                           „Ich liebe nur was ich kenne“, hat schon Goethe gesagt.

Viele Menschen haben sich von der Natur entfernt. Die Beziehung zur Natur muss schon in der Kindheit gefördert werden. Also muss ein Kind die Natur erleben können. Der Umgang mit Natur lässt sich nicht im sterilen Zimmer über Lehrbücher vermitteln. Es gibt Städteumfragen, in denen ermittelt wurde, dass gerade Jugendlichen Parks und Grünflächen dazu dienen, Freunde zu treffen. In Zündorf gibt es kein Jugendzentrum, wie z.B in Porz oder Lülsdorf. Man trifft sich vor allem am Rheinufer an der Groov. Das ist oft der einzige Ort für junge Menschen, an dem man Lärm machen und sich ungezwungen verhalten kann, ohne sich von den Eltern maßregeln zu lassen.

Der richtige Umgang mit Pflanzen und Tieren ist ihnen wahrscheinlich nie vermittelt worden. Während ich in meiner Kindheit mit meinem Opa im Schrebergarten selbst Obst ernten konnte und die Natur als etwas Wertvolles erlebt habe, ist für manche Kinder heute alles ersetzbar. Das Durcheinander ihrer Kinderzimmer übertragen sie auch auf die Natur. Deshalb ist es so wichtig, dass „Erwachsene diese Bedeutung den Kindern wieder vermitteln“. (vgl. Zitat Anfang)

 

 

Obwohl Zündorf etwas außerhalb liegt, nehme ich diesen langen Weg zur Arbeit und zurück auf mich, weil ich weiß, dass der Weg sich lohnt: Denn in Zündorf ist es schön – jedenfalls noch...

 

 

Zündorf im Oktober 2008

 

 


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